Olivia Wiederkehr  – ZHdK

Das Publikum steht im vorderen Innenhof. Ein Rascheln erklingt und plötzlich stülpt sich ein oranges Zelt über die Mauer und fällt auf unsere Seite. Fast unbemerkt schlüpft Olivia durch die danebenstehende Tür und versteckt sich hinter dem grossen, aufgespannten Zelt.

Behäbig und umständlich wie ein Ungetüm und doch leicht, luftig und weich bewegt Olivia, die währenddessen in das Zelt gekrochen ist, das Zelt. Im Innern ist das Zelt Grau und die Öffnung starrt uns manchmal wie ein dreieckiger Tunnel entgegen. Olivia wirkt wie ein Motor, der das Zelt antreibt.

Medusenähnlich elegant und beeindruckend durch die Grösse schwebt und wälzt sich das Zelt im Hof herum und drückt sich an die Wände. Das Publikum weicht aus - wird weggeschoben. Es wirkt so, als ob das Zelt die Grenzen der Räumlichkeit testen will oder vielleicht das Innere herauszukehren versucht. Grenzen suchend schleift es an der Fassade. Zwischendurch scheint es an für das Publikum nicht sichtbaren Haken hängenzubleiben. 

Geräuschvoll flattert das Tuch manchmal wie ein Segel und das darunterliegende Gras und die Kieselsteine geben ein scheuerndes Geräusch von sich. Schliesslich nach einer Szene, die an einen Kampf und gleichzeitig an einen Tanz erinnert, endet das Zelt vor dem Ausgang zum hinteren Hinterhof. Es versucht sich durchzuzwängen, ist aber zu umfangreich. Dort schlüpft Olivia aus dem Zelt ins Freie. Flatternd und leblos wirkend bleibt das Zelt als Hülle zurück. Es versperrt nun immer noch den Ausgang. Das Publikum geht nun teilweise durch das Zelt hindurch oder klettert darüber, um Olivia zu folgen.