Fabian Frinzel, Marie-Luise Lange, Klara Windemann  – ZHdK

Mind The Gap

Das Trio steht Barfuss nebeneinander, einen Moment wartend, bis Stille eingekehrt ist. Die erste Künstlerin geht zur Seite und hebt eine Keramikplatte vom Boden auf. Sie stellt sich auf Zehenspitzen vor das Publikum, hält die Platte vor ihr Gesicht. Der nächste des Trios holt sich ebenso eine Platte und stellt sich dicht hinter die erste, scheint mit seiner Platte langsam die erste nach unten zu schieben, bis die seine vor ihrem Gesicht zu stehen kommt, stets darum bemüht, dass sich die Platten nicht berühren. Die Letzte Künstlerin tut es ihnen gleich und so stehen sie zu dritt auf Zehenspitzen, Kopf an Kopf dicht hintereinander, die drei Platten vor der ersten Künstlerin, jeweils einen Finger breit auseinander. So sollte es jedoch sein, doch da sie stets leicht wankend um Balance ringen, berühren sich die Platten immer wieder, was immer sofort entschuldigt wird, als wäre man einander auf die Füsse gestanden. "Sorry!", "Entschuldigung!"

So schwer es ist das Gleichgewicht zu halten, so wenig halten sie sich gegenseitig. Es erinnert ein wenig an Sartres "Geschlossene Gesellschaft", wo auch drei Menschen dazu gezwungen sind, viel zu dicht aufeinander zu sitzen, dabei jedoch stets bemüht sind, die Oberfläche zu wahren und nicht aneinander anzuecken. Die Performance endet wie sie begonnen hat: Nacheinander gehen sie die Platten ablegen und stehen zuletzt wieder nebeneinander.

Daniel Drognitz