Geraldine Perusset  – 

tu veux de la violence

Bühnensituation. Ein Tisch, ein Stuhl im Scheinwerferlicht. Die Performerin betritt den Bühnenraum mit einer schwarzen Schachtel, die sie auf dem Tisch abstellt, bevor sie sich setzt. Aus der Schachtel nimmt sie ein schwarzes mit Pajetten besticktes Jäcklein hervor und legt es über die Stuhllehne. Danach nimmt sie schwarze Farbe aus der Kiste und malt je zwei Linien auf ihre Wangen. Ein schwarzes Schneidebrett legt sie auf dem Tisch vor sich hin. Sie zieht weisse Handschuhe an. Sie packt ein rohes Stück Fleisch aus, legt es auf das schwarze Brett und schneidet es mit einem Messer in kleine Teile. Danach gießt sie Flüssigkeit übers Fleisch, nimmt das verstückelte Fleisch in die Hand, steht auf und stellt sich neben den Tisch. Hier wirft die Performerin die Fleischbrocken in die Luft, so dass sie wie ein schwerer Regen über sie und dann auf den Boden fallen.

Zurück am Platz wiederholt sich das Szenario. Ein zweites Stück Fleisch wird dieses Mal mit einem elektrischen Messer in Stücke zerschnitten. Danach wird das Fleisch mit pinkfarbenem Glitzer bestreut. Die Performerin hat das Glitzerjäcklein angezogen und steckt die Fleischbrocken rechts und links in die Jackentaschen. Die benutzten Gegenstände legt sie sorgfältig in die Schachtel zurück. Sie wirft einen Blick ins Publikum.

Danach steht sie auf und wirft einzelne Fleischstücke gegen das Publikum.

Mein erster Gedanke ist: "nicht schon wieder eine Fleisch-Performance". Innerlich habe ich "abgehängt". Aber als die Performerin direkt ins Publikum blickt und als ich angeschossenem Fleisch ausweichen muss, fühle ich mich involviert. Ich frage mich, ob es bei dieser Arbeit gerade darum geht eine Parallele zur Abstumpfung bei Thema Gewalt zu erzeugen. So verstehe ich die Arbeit als Statement zum Thema Gewalt: Gewaltverherrlichung (glitzernd verpackt) und Auswirkungen (erst wenn man direkt getroffen wird, ist man davon betroffen).

Natalie Danzeisen