Yvonne Good  – F+F

Für 3 Minuten

Wir stehen draussen im Innenhof und machen kreisförmig Platz für den Auftritt. Die Performerin taucht mit einer Sporttasche aus der Menge heraus und stellt sich eher an den Rand, des freigemachten Platz -die Tasche stellt sie neben sich hin. Sie trägt bequeme Kleidung, im Sinne einer lockeren Sportbekleidung -wie sie oft auch im Freizeitlook gesehen wird. Als Person erscheint sie eher klein, trägt die Haare als Pferdeschwanz zusammengebunden und wirkt von der Körperstatur stark und weich geformt. Aus der Trainerjackentasche zieht sie ein i-pod/i-phone artiges Teil heraus und legt Kopfhörer an. Sie fängt an, in gemütlicher Geschwindigkeit, an Ort und Stelle zu joggen. Läuft auf kleinem Raum hin und her, macht unterschiedliche Dehnübungen, Bewegungsabläufe die man von Einwärmen bei Sportaktivitäten kennt. Was über die Kopfhörer läuft, können die Betrachtenden nicht hören - es könnten Anleitungen zu den Übungen sein oder Musik als Aktivierungsunterstützung. Sie legt folgend die Kopfhörer wieder ab und legt den i-pod/i-phone in ihre Tasche. Sie macht weiter mit den Bewegungen die grösser werden, brauchen mehr Platz, werden teils tänzerisch und beginnen durch bestimmte Formationen an Eiskunstlauf zu erinnern. Sie dreht Pirouetten und landet, so wie das beim Eiskunstlauf vorkommt, auf einem Bein mit dem zweiten nach hinten ausgestreckt, Arme links und rechts Horizontal ausgestreckt damit sie in Balance bleibt. Die Pirouetten werden doppelt gedreht und erhalten dadurch eine enorme Geschwindigkeit, was es zum Teil auch schwierig macht in dieser Trockenübung, sicher auf dem Boden zu landen. Sie fällt auch 1-2 mal zu Boden. So kommt es mir dadurch vor als fehle ihr die Eisfläche um die Geschwindigkeit sanfter auslaufen zu lassen. Die Stürze ignoriert sie und steht immer wieder zielstrebig auf und macht mit den Formationen weiter. Durch die kontinuierlichen Abläufe breitet sich eine dynamische Energie aus und ihr Atem wird durch die ununterbrochene Aktivität stärker hörbar. Nach einer gewissen Zeit unterbricht sie ihre Kunstlauf-Trockenübungen, geht zur Sporttasche, legt Schritt für Schritt ihren Trainingsanzug ab und man erblickt dass sie darunter ein typisches Eiskunstlauf-Dress trägt. Ein Ganzteildress mit Röckchen, in türkis mit ein paar Glitzerapplikationen und beigen Strümpfen. Sie bindet ihre Haare neu und macht ein zusammengeknotetes "Pfürtzi". Aus der Tasche nimmt sie Schlittschuhe raus und zieht sie an. In dieser effektvollen Aufmachung läuft sie, sicher und als hätte sie ganz normale Schuhe an, über den Platz und verschwindet im Publikum. Fertig.

An der Technik ihrer Trockenübungen aus Eiskunstlauf konnte ich erkennen, dass sie diese Sportart praktiziert oder praktiziert hatte. Ich habe es eher als Erinnerungsfetzen an eine vergangene Tätigkeit gelesen, die theoretisch und praktisch noch im Körper gespeichert sind und in Form physisch ausgedrückter Gedanken präsentiert werden. Das Angeeignete, die Technik und Formationen sind noch präsent aber der Schein, die Deutlichkeit und die Symbole sind nicht mehr synchron.

Stéphanie Degen