Nara Pfister  – HGK Basel

drag'n'drop

Nara Pfister betätigte sich mit „drag ‚n’ drop“, einem selbstgebauten, auf akkustische Signale reagierenden Tintenplotter mittels eines Programmiermoduls, eines Servomotors der die präparierte, leicht modifizierte Verschlusskappe zu einer Pet-Cola Flasche, und eine Art Klangkleckse produziert hatte, die sich in einer Versuchsanordnung gegliederten Performance, beinahe identisch Seite an Seite stellten mit ihren von der Performerin erzeugten bildsprachlichen Elementen, Worte wie Blume, Frau, Computer, Baum, die Sie jeweils einzeln ins Mikrofon sprach, welches wiederum einen elektrischen Impuls sandte, der dadurch in ein elektronisches Signal von 0 oder 1 umgewandelt wurde und letztlich sich eben visuell manifestierte als Tintenklecks auf einem Blatt Papier.

Daniel Marti

vor uns eine frau. ein stapel weisses papier, ein niederes tischchen, ein ständer, ein behälter, verbindungsröhren, ein zweiter ständer, ein mikrophon - ein interessantes technisches konstrukt.

die frau tritt ans mikrophon. sie wartet ab. es ist mucksmäuschenstill. in die stille hinein spricht die frau: "baum". laut und deutlich: "baum". sekundenbruchteile später löst sich aus dem behälter ein tropfen. er zögert einen moment, zittert und fällt dann auf das papier. hinterlässt einen klecks, tintenschwarz. die frau bückt sich und nimmt das papier auf. legt es hin, hält inne. wir betrachten den schwarzen klecks, spritzer darum. so also sieht "baum" aus?
nun legt die frau ein neues papier hin. spricht: "tag" ins mikrophon. am anderen ende löst sich ein neuer tropfen. ein neuer klecks entsteht. die frau spricht nun: "computer", "vernunft" und "leben". und es tropft, jedesmal. jedesmal anders? wir gucken gespannt auf die vielen papiere, die sie nach und nach vor uns hinlegt. wie hat es getropft? was zeichnet sich ab? wo sind die unterschiede? und - wie funktioniert es eigentlich?
die frau macht weiter. sie spricht und bewegt sich ruhig, konzentriert. sie hat nicht angst vor den pausen. sie spricht nacheinander: "berg", "licht", "hund", "blume", "sein", "bein" und "menschheit" . legt jedes blatt sorgsam zur seite. die reihe wächst. wir gucken drauf.

anfänglich wundert die technik - bald jedoch interessiert der wechsel von gesprochener sprache, stiller handlung und zeichung. ein wechselspiel, das sich rhythmisch wie ein gedicht vor uns entfaltet... "flasche", "blume", "krone", "frau"..
das letzte blatt liegt. können wir "sein" von "hund" unterscheiden?

Anna Scholer